Der Mensch hat einen großen Teil seiner Schmerzfreiheit selbst im Griff
Wer kennt es nicht. Mal zwickt es hier, mal zwackt es da.
Aber wenn ein Zwicken dann doch einmal länger dauert und vielleicht doch etwas
mehr weh tut, als einem lieb ist, Bewegungen und alltägliche Aufgaben
beeinträchtigt werden, dann bekommen es nicht wenige Menschen mit der Angst zu
tun.
Meistens hat der Betroffene nur ein ungenaues Bild der
eigenen menschlichen Anatomie im Kopf und weiß gar nicht so recht, was da
eigentlich überhaupt weh tut und woher es kommt. Wozu auch? Wer beruflich nicht
mit dem Skelettsystem zu tun hat benötigt ja auch selten Begriffe wie
„Rotatorenmanschette“, „Bursitis“ oder „Kanalspinalstenose“.
Dass Wissen aber auch im Kampf gegen muskuloskelettale
Beschwerden Macht ist und einem eine gehörige Portion Selbstvertrauen und
Sicherheit geben kann, was unabdingbar ist in der Prävention und Therapie, ist eine noch wenig
verbreitete Ansicht. Man sollte das „Monster“ kennen und ihm in die Augen
blicken, dann verliert es an Schrecken.
Deswegen meine Regel Nr. 1:
„Informieren Sie sich online oder mit Fachliteratur über das
betroffene Gelenk, bzw. die Körperregion, also die beteiligten Knochen,
Muskeln, Sehnen, Bänder. Definitionen der häufigsten Erkrankungen und deren
Symptome geben oft schon ein Indiz wo die Probleme liegen könnten, welche die
Ursachen dafür sind und man erhält häufig hilfreiche Tipps, wie man sie heilt.“
Parallel dazu und vor allem bei anhaltenden Beschwerden sollte natürlich der Gang zum Mediziner oder Heilpraktiker folgen. Keine Scheu, auch bei intimeren oder vermeintlich peinlichen Problemen! Der Therapeut hat erstens schon alles gesehen und zweitens steht ihre Gesundheit an erster Stelle.
Oft folgt die Überweisung zu einem weiteren Spezialisten
oder zur MRT (Magnetresonanztomographie), die dann weitere Aufschlüsse über eine ggf. zu Grunde liegende Erkrankung geben soll.
Die eigentliche Therapie kann dann vom Arzt selbst erfolgen
oder aber von einem Physiotherapeut, Osteopathen, Chiropraktiker und anderen
Therapeuten.
Jene können aber nur bedingt in Sie hineinsehen und -fühlen,
deswegen meine 2. so wichtige Regel:
„Arbeiten Sie unaufhörlich daran – während der Therapie,
aber auch außerhalb im Alltag – Ihr eigenes Körpergefühl, Ihr Körperbewusstsein
zu entwickeln und zu verbessern. Beobachten Sie Ihren Körper. Achten Sie auf
Ihre Körperhaltung, analysieren Sie die Art und Intensität ihres Schmerzes und
die möglichen Ursachen.
Ein gut ausgeprägtes Körpergefühl ist meiner Meinung nach
der entscheidendste Faktor, den jeder Patient selbst in der Hand hat und der in
meiner eigenen Erfahrung den Unterschied ausmacht, ob die Therapie erfolgreich
ist und lange anhält oder die Beschwerden immer wiederkehren.
Der menschliche Körper hat in meiner Ansicht ein
unglaubliches Selbstheilungspotenzial, es erfordert nur Arbeit, sich mit seinem
Körper so gut es geht auseinander zu setzen, ihn kennen und fühlen zu lernen
und auch ehrlich zu sich selbst zu sein. Der Großteil der körperlichen
Beschwerden ist auf ein mangelndes Körperbewusstsein zurückzuführen, aber auch
auf Lebensumstände, Gewohnheiten und emotionale und psychische Belastungen.
Deswegen Regel Nummer 3:
„Werfen Sie einen genauen Blick auf Ihre tägliche Bewegung,
Ihre Ernährung, Ihren Schlaf/Ihr Bett, Ihren Arbeitsplatz (physisch und
psychisch) und derzeitige und vergangene emotionale/psychische „Vorkommnisse“.
Womöglich sind Ihre körperlichen Beschwerden nur eine Manifestation anderer
Probleme in Ihrem Leben, sie sind unser „Lehrmeister“ wie manche es
bezeichnen.“
Wie oft habe ich Halswirbelsäulen- und Rückenpatienten mit
enormem Stress am Arbeitsplatz betreut. Oder Schulter- und Nackenpatienten mit
einer enormen Verantwortung, z.B. der Pflege eines kranken Familienmitglieds:
„Die Last wiegt schwer auf meinen Schultern.“ Manches im Leben können wir
ändern, wie einen Arbeitsplatz, der einfach nicht zu uns passt, manches aber
nicht. Dann müssen wir damit umgehen lernen oder daran wachsen, deswegen der
Lehrmeister.
Natürlich sind akute Verletzungen beispielsweise beim Sport und längst nicht alle Schmerzen auf derartige Dinge zurückzuführen, aber wer weiß, vielleicht doch mehr als wir denken. Viele Patienten lernen erst in der Heilungsphase die ach so schwierige „Geduld“ oder merken, wie sehr Sie Ihren Körper geschunden haben, was sich schlussendlich vielleicht in einem Skiunfall und der nachfolgenden, aufgezwungenen „Entschleunigung“ während der Therapiephase geäußert hat.
Zuletzt möchte ich noch die Regel der Zuversicht und des
Selbstvertrauens betonen:
„Je überzeugter ein Patient ist, seine Beschwerden in den
Griff zu bekommen und Herr über seinen Körper zu sein, desto wahrscheinlicher
ist die Heilung.“
Natürlich darf so etwas nicht in Verdrängung abgleiten, bei dem alle Schmerzen ignoriert werden nach dem Motto: „Ach, das geht schon wieder weg, nicht so schlimm!“
Egal ob es ein Art Placebo Effekt ist, den man gerne hinnehmen sollte, oder ein anderer unbekannter Wirkungsmechanismus - es hilft.
Zum Schluss sei noch darauf verwiesen, dass diese ganzen Punkte natürlich erst so richtig zum Tragen kommen sollen, wenn ernsthafte gesundheitliche Risiken und Erkrankungen von einem Arzt ausgeschlossen wurden. Manches muss einfach herkömmlich schulmedizinisch behandelt werden, alles andere wäre ethisch nicht vertretbar. Aber das Bewusstsein neuen Ansätzen gegenüber zumindest ein wenig zu öffnen ist meiner Meinung nach nie verkehrt.
Machen Sie´s gut!
Ihr Nick – painless-fit.com